Religiöse Entwicklungen
und erste Reichsgründungen
Buddhismus und Jainismus
Das
6. Jahrhundert vor Christus gilt als Urquell der Kultur und der
Religion in Indien. In diesem Zeitabschnitt gründete Mahavira
die Jain-Religion, und Gautam Buddha
erlangte die Erleuchtung. Diese beiden großen Religionen,
der Jainismus und der
Buddhismus, verlangen
die Gewaltlosigkeit gegenüber allen lebenden Geschöpfen,
Toleranz und Selbstdisziplin, Werte die zu den Eckpfeilern des
indischen Ethos geworden sind. Die Lehren dieser Glaubensrichtungen
gewannen immer mehr gesellschaftliche Akzeptanz, gerade wegen
ihrer Einfach-
und Sachlichkeit; die Predigen werden bei beiden in der Umgangssprache
abgehalten. Später dann trugen buddhistische Mönche die Lehren
Buddhas in den Süden nach Sri Lanka, in den Nordosten nach China,
Japan und Korea und in den gesamten südöstlichen Raum Asiens,
wo sie noch heute befolgt werden.
Die erste Reichsgründung
Das Aufkommen von Besitzverhältnissen und die gesellschaftliche
Trennung auf grund des Kastensystems und Okkupationen waren mit
Konflikten und Unordnung verbunden, die nur durch eine organisierte,
starke Macht beseitigt werden konnte. Allmählich bildete
sich so ein selbstständiges Staatssystem, das erste Großreich
auf indischen Boden..
Das Maurya Reich
Mit dem Ende des 3. Jahrhunderts v.Chr. vereinigte Chandragupta
Maurya den Großteil des indischen Nordens zu
dem ersten indischen Reich. Sein Sohn Bindusara
erweiterte das Reich bis es sich fast über den gesamten Subkontinent
erstreckte. Der größte Mauryan-Herrscher was Ashoka
der Große (286-231 v.Chr.), dessen erfolgreiche
Feldzüge in der Annexion von Kalinga (das heutige Orissa)
gipfelte. Überkommen von den Grausamkeiten des Krieges, erlangte
er Erleuchtung und war damit möglicherweise der erste siegreiche
Führer, der den Krieg auf dem Schlachtfeld ablehnte. Ashoka
konvertierte zum Buddhismus, zwang aber niemanden durch seine
Position den neuen Glauben auf. Statt dessen versuchte er die
Menschen zu bekehren, in dem er mit örtlichen Dialekt Edikte
in den Felsen meißelte. Er nutzte dazu das Brahmi
- die früheste, bekannte Harappan-Schrift.
Die Mauryan Wirtschaft basierte hauptsächlich auf der Landwirtschaft.
Im Reich gab es riesige Plantagen, die von Sklaven und Bauern bewirtschaftet
wurden. Grund-, Handels- und eine Art Gewerbesteuer bildeten die andere
Einkommensquelle während dieser Periode.
Im Jahre 327 v.Chr. drang Alexander
der Große in den Nordwesten Indiens ein. Er eroberte
weite Teile des indischen Territoriums, bevor er von seinen Generälen,
die des Krieges müde waren, gezwungen wurde umzukehren. Alexander
hinterließ griechische Gouverneure, die die von ihm eroberten
Gebiete verwalten sollten. Mit der Zeit jedoch vielen diese Gebiete
durch Konflikte oder sanfte Eingliederung wieder an indische Länder.
Dieser Kontakt zweier Kulturen hinterließ in der indischen
Kunst bleibende Spuren, Skulpturen dieser Region besitzen deutlich
griechische Züge.
Mit dem Tode Ashoka's 232 v.Chr. begann das Mauryan Reich zu zerfallen.
Dies stellte geradezu eine Einladung für fremde Invasoren aus Zentralasien
dar. Diese Periode war von kleineren Königreichen geprägt, die
jedoch alle nicht lange Bestand hatten.
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