Die
Ankunft der Europäer
Das nächste prägende Ereigniss
für Indien stellte die Ankunft der Europäer dar. Die großen
Seefahrernationen Norwesteuropas - die Briten, Franzosen, Holländer
und Portugiesen - erreichten Indien im frühen 17. Jahrhundert
und errichteten Handelsposten entlang den Küsten. Die Gewürze
Malabars hatten die Portugiesen
schon Ende des 15. Jahrhunderts, nachdem 1498 Vasco da Gama nach
der Umrundung des "Kaps der Guten Hoffnung" in Calicut
anlegte, nach Indien gelockt. Im frühen 16. Jahrhundert hatten
die Portugiesen schon ihre erste Kolonie auf Goa
gesichert, aber ihr territorialer und kaufmännischer Einfluss
in Indien blieb sehr eingeschränkt. Während des späten
16. und 17. Jahrhunderts machten sie nur als Hochseepiraten auf
sich aufmerksam, im Inland dagegen waren die Gesellschaften der
anderen europäischen Länder erfolgreicher, anfangs aber
nur auf geschäftlicher Basis.
Die Jahre des 'Raj'
Unter den Neuankömmlingen entstanden schon recht bald Rivalitäten
und sie verbündeten sich mit einheimischen Herrschern, um
ihre Stellung gegenüber den anderen Parteien zu festigen.
Jeder für sich entwickelte territoriale und politische Ambitionen
und förderten bewußt örtliche Rivalitäten
und Feindschaften zu ihrem eigenen Vorteil. Die endgültigen
Sieger waren die Briten, die nach der Schlacht von Plassey
1757 die Macht über den Osten Indiens erlangten. Sie breiteten
ihren Einfluß allmählich über den gesamten Subkontinent
aus, entweder durch direkte Annexion oder sie nutzten die Obergewalt
über die mit ihnen verbündeten örtlichen Rajas
und Nawabs.
Anders
als die früheren Herrscher ließen sich die Briten nicht
nieder, um ein neues Reich zu gründen. Die englische "East
India Company" setzte ihre kaufmännischen Aktivitäten
fort und Indien wurde zum 'Jewel in the Crown' (Juwel in
der Krone) des British Empire, der einen enormen Beitrag zu der
werdenden industriellen Revolution in Europa lieferte, indem er
der britischen Industrie billige Rohstoffe, Kapital, Arbeitskräfte
und Absatzmärkte zur Verfügung stellte. Das Land wurde
unter dem grausamen Zamindari
System reorganisiert, um das britische Steuersystem einzuführen.
In bestimmten Regionen wurden die Bauer gezwungen von ihren traditionellen
Landwirtschaft auf kommerziell verwertbare Pflanzen wie Indigo,
Jute, Kaffee oder Tee umzuschwenken. Diese hatte furchtbare Hungersnöte
in den darauffolgenden Jahren zur Folge.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erweiterten die
Briten ihre Macht über viele indische Gebiete. Ein großer
Teil des Subkontinents wurde unter die direkte Kontrolle
der East India Company gestellt, andere Landesteile wurden als
Tochtergesellschaften eingegliedert, standen aber unter militärischer
und administrativer Kontrolle und mussten einen erheblichen Teil
ihrer Einkünfte an die Muttergesellschaft abführen.
1857 hieß es dann "das British Empire in Indien wurde zum
British Empire von Indien." Die verwendeten Mittel, um dies zu
erreichen, wurden zügellos eingesetzt und entbehrten jedem
Skrupel, wenn man nicht mit der Kolonialregierung in Konflikt
geraten wollte.
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